Schwärme aus Skandinavien
Schwärme aus Skandinavien
Seidenschwänze sind Vagabunden ... immer auf der Suche nach Futter !
Alle paar Jahre, wenn die Winter in Skandinavien hart sind und das Futter an den Bäumen dort oben im hohen Norden knapp wird, ziehen die bildhübschen Seidenschwänze in großen Schwärmen nach Süden: zu Hunderten und Tausenden fallen sie in unseren Gärten und Parks ein, um hier bei uns - im gemäßigten Mitteleuropa - ihren erholsamen Winterurlaub zu verbringen.

Der Seidenschwanz (Bombycilla garrulus) liebt Misteln über alles: gierig picken die Vögel nach den weißen Beeren im Inneren der grünen Schmarotzerkugeln, die an Laubbäumen wie Linde und Pappel häufig zu finden sind. Die gefiederten Skandinavier scheinen diese Kost aber nicht gewohnt zu sein: unter einem Baum mit Seidenschwänzen zu stehen, bedeutet, dass man sich in Acht vor ihren Hinterlassenschaften nehmen sollte. Ständig tropft es von den Bäumen, weil die Vögel offensichtlich unter Durchfall leiden. An langen, kaugummiartigen Schnüren hängen die verdauten Mistelsamen von den Ästen oder landen in den Astgabeln der Bäume.

Diese lustige Beobachtung erklärt, wieso die Seidenschwänze hauptsächlich für die Verbreitung der Misteln verantwortlich gemacht werden. Wenn sie uns wieder verlassen und nach Skandinavien zurück kehren, haben sie gleichzeitig eine neue Generation Misteln für Miraculix' gefürchteten Zaubertrank begründet.
Im Nymphenburger Schlosspark, München / Februar 2009